GEGENREDE
Datum: 11.8.2008
Sehr geehrter Herr ...,
vielen Dank für Ihre wirtschaftspolitischen Anfragen an die von Ihnen
angeschriebenen Mitglieder der FDP-Bundestagsfraktion .
1. Wie steht die FDP zu der Aussage, es gäbe kein funktionierendes Modell
des "Kapitalismus"?
Die FDP im Deutschen Bundestag teilt diese Aussage nicht.
Aus wirtschaftspolitischer Sicht ist zunächst auf die Unbestimmtheit des
Begriffs "Kapitalismus" hinzuweisen. In der wissenschaftlichen Literatur findet
sich eine Vielzahl an teils widersprüchlichen Definitionen. Der im Wesentlichen
aus dem 16. Jahrhundert stammende Begriff wurde historisch emotional
diskreditiert, weswegen im politisch-wissenschaftlichen Kontext von einer
Begriffsverwendung in der Regel Abstand genommen wird. Die von der FDP
im Deutschen Bundestag vertretene Wirtschaftsform ist die Soziale
Marktwirtschaft.
Darüber hinaus ist darauf hinzuweisen, dass jede ökonomische Modellbildung
durch Setzung von Modellparametern und Festlegung von Modellannahmen
tendenziöse Eigenschaften aufweist. Die mathematische Konstruktion
menschlicher Interaktionen kann deshalb Erkenntnisgewinne nur in
Detailfragen ermöglichen. Mit anderen Worten, jedes Modell ist darauf
angelegt, die Weltsicht des Modellbauers zu mindest in Teilbereichen zu
belegen.
Stringent ergibt sich, dass es nicht ein funktionierendes Modell geben kann,
sondern eine unbestimmte Anzahl.
2. Können Sie mir ein konkretes Modell (und zwar so konkret, dass man es
auf einem Computer softwaremäßig implementieren und simulieren kann)
mit ein paar konkreten Modellszenarien angeben, in dem das
"kapitalistische" Wirtschaftssystem nicht zu einer Überproduktion führt?
Die FDP im Deutschen Bundestag verfügt über keine maßgeblichen
Ressourcen, ökonomische Phänomene in abstrakten Modellen abzubilden und
diese durch Simulationen experimentell dem Falsifikationstest zu unterziehen.
Für die parlamentarisch-politische Arbeit der FDP ist die Hinterfragung einer
Überproduktionsneigung eines simplifizierten Wirtschaftssystems nicht von
hoher Bedeutung. Die zahlreichen marktwirtschaftlich orientierten Systeme auf
allen Kontinenten sind ein hinreichend empirischer Beleg dafür, dass
freiheitlich-soziale Wirtschaftsordnungen zeitlich stabil sind. Das Gesetz von
Angebot und Nachfrage sorgt mittelfristig dafür, dass eine optimale Allokation
von Ressourcen erfolgt, eine Überproduktion ergo verhindert wird.
Gleichwohl sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass zahlreiche staatliche
Interventionen auch andere Erscheinungen verursachen können. Exemplarisch
sei auf die übersubventionierte europäische Landwirtschaft im vergangenen
Jahrzehnt verwiesen, wo der Staat durch produktionsabhängige Zuschüsse
kolchoses Wirtschaftsverhalten verursacht hat.
Die FDP im Deutschen Bundestag wird sich deshalb auch in Zukunft dafür
einsetzen, eine möglichst freie Preis-Mengen-Bildung am Markt zu
ermöglichen und den Einsatz von Steuermitteln effizient zu gestalten.
Mit freundlichen Grüßen
Jan Mücke, MdB
Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Tel.: 030 - 227 75075
Fax: 030 - 227 76073
http://www.jan-muecke.de/
GEGENREDE
Datum: 25.8.2008
siehe FDP-Abgeordneter Ackermann